„… dass das Nachbarn waren! Die eigenen Nachbarn! Die sich kannten, wo die Kinder zusammen gespielt haben. Hier ist eine Kleinstadt aufeinander losgegangen, hier sind alle Dämme gebrochen, die eine Zivilisation normaler Weise zusammenhalten. ... Wie passiert sowas? So schnell!“
Im Juni 1933 werden bis zu 500 Menschen in Köpenick von der Straße weg oder aus ihren Wohnungen gezielt entführt und tagelang gefoltert – es gibt mindestens 23 Todesopfer. Überall in Deutschland finden zu Beginn des sogenannten Gleichschaltungsprozesses des NS-Staates Gewalt-Exzesse statt. Es gibt kaum zivile Gegenwehr, Polizei und Justiz können die Opfer nicht schützen oder wollen es in Teilen bereits nicht mehr. Nachbarn werden zu Opfern und zu Tätern. Dieser öffentlich sichtbare eskalierende Terror setzt der pluralen Gesellschaft der Weimarer Republik ein brutales Ende.
Was ist damals geschehen, wie erinnern wir und was bedeuten die dramatischen Tage vom Juni 1933 für uns heute? Was geschah mit den Angehörigen der entführten, gefolterten und ermordeten Nachbarn, wie wirkt der Schrecken bis in die vierte Generation nach? Anhand von Dokumenten aus dem Köpenicker und Landesarchiv Berlin und nach Gesprächen mit Nachfahr*innen der Opfer haben die Künstlerinnen diese Inszenierung speziell für junge Menschen erarbeitet.
Ein Projekt von Stefka Ammon & Susi Claus
Regie: Astrid Endruweit
Spiel: Susi Claus und Astrid Endruweit
Temporäre Denkmal: Stefka Ammon
Puppenbau: Judith Mähler
In Kooperation mit den Museen Treptow-Köpenick
In Erinnerung und Gedenken an die Opfer, deren Angehörige und Nachfahren, stellvertretend die im Stück zitierten O-Stimmen von: Margarete Faulstich, geb. Schmaus, Hedwig Janitzky, Rosemarie Bender Rassmus (Dank an Frau Agathe Conradi für die zur Verfügungstellung des Audiomaterials), Anita Wünschmann und Liddy Kilian
Gefördert durch Recherchestipendien: Berliner Senat für Kultur und Europa, Darstellende Künste 2021, Bildende Kunst 2022; Fonds Darstellende Künste e.V. 2022.; Projektfond Kulturelle Bildung Land Berlin und Bezirksamt Treptow-Köpenick; KiA (Förderung von Kinder-, Jugend- und Puppentheater) BA Pankow
„Ammon und Claus stellen sich dem Erinnern. Sie suchen nach einer Art und Weise über das Schwere zu sprechen. Unter den Trümmern solcher vergangener und aktueller Erinnerungskämpfe sind sicherlich noch viele weitere erzählenswerte Geschichten vergraben. Gut, dass sie einen Anfang machen, diese auszugraben.“
Lebherz/ Fidena
„Wie gut, dass es solcherlei Theater gibt: hoch politisch, tief in der Gegenwart und Vergangenheit stehend – aus der Region kommend und für die Region spielend. Besuchen Sie das Theaterstück. Machen Sie Werbung dafür. Das wäre schon eine Aktion.“
Kleinschmidt/ Der Köpenicker
„…durch eine geschickte Dramaturgie, Verfremdung und präzisem Zusammenspiel von biographischem Theater, Installation und Puppenspiel wird es hier geschafft, eine fast körperliche Präsenz dieser grauenvollen Machtdemonstration des beginnenden NS Terrors, (…) herzustellen.“
A.G./ Zuschauerin